von Sebastian Sellhorst /bodo e.V.

„Jeder Mensch, der Schutz braucht, muss ihn bekommen“

Vor der Rats­sit­zung for­dern VSE, Sozia­les Zen­trum, Grün­Bau, Gast-Haus, Dia­ko­ni­sches Werk und bodo die Stadt Dort­mund zum Han­deln auf

Die nied­ri­gen Tem­pe­ra­tu­ren sind für Obdach­lo­se lebens­be­droh­lich ‑ allein in den letz­ten drei Wochen sind in Dort­mund min­des­tens fünf Män­ner gestor­ben. Für Akteu­re der Dort­mun­der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe zei­gen sich durch die­se Fäl­le auch Lücken im Hil­fe­sys­tem; vor der Rats­sit­zung am Don­ners­tag for­dern VSE, Sozia­les Zen­trum, Grün­Bau, Gast-Haus, Dia­ko­ni­sches Werk und bodo Poli­tik und Ver­wal­tung erneut auf, Maß­nah­men ent­wi­ckeln, um Obdach­lo­sig­keit wirk­sam und dau­er­haft zu bekämpfen.

Im Herbst stand die Schaf­fung von nie­der­schwel­li­gen Unter­brin­gungs­mög­lich­kei­ten für obdach­lo­se Men­schen auf der Tages­ord­nung des Rates. Er ist Teil eines umfang­rei­chen Kon­zepts zum Umgang mit Dro­gen­kon­sum und Obdach­lo­sig­keit in der Innen­stadt. Weil der Rat sich dar­über nicht einig wur­de, wur­de das Paket auf Febru­ar ver­tagt. Für Lutz Rut­kow­ski von bodo eine pro­ble­ma­ti­sche Ent­schei­dung: „Die Ankün­di­gung zusätz­li­cher Unter­brin­gungs­mög­lich­kei­ten ist nun über ein Jahr alt. Wir wei­sen aller­dings schon seit Jah­ren dar­auf hin, dass das Hil­fe­sys­tem Lücken hat, und dass es von der Ver­wal­tung dar­auf nicht wirk­lich Ant­wor­ten gibt. Sie bleibt beim Ver­weis auf die bestehen­den Ange­bo­te. Dass die­se in der Rea­li­tät vie­le Betrof­fe­ne nicht ein­be­zie­hen, fin­det aus unse­rer Sicht zu wenig Berücksichtigung.“

2023 hat­ten VSE, Sozia­les Zen­trum, Grün­Bau, Gast-Haus, Dia­ko­ni­sches Werk und bodo in einem gemein­sa­men Posi­ti­ons­pa­pier Hand­lungs­emp­feh­lun­gen erar­bei­tet, um Woh­nungs­lo­sig­keit in Dort­mund bis 2030 zu been­den. Das Papier nennt neben bes­se­rer Prä­ven­ti­on, der För­de­rung von Wohn­raum für alle auch Eck­punk­te für die nöti­ge Aus­ge­stal­tung von Not­un­ter­brin­gung: nie­der­schwel­li­ger Zugang ohne die Kopp­lung an Leis­tungs­an­sprü­che, Ein­zel­un­ter­brin­gung in Wohn­raum und spe­zi­fi­sche Ange­bo­te für Ziel­grup­pen wie jun­ge Erwach­se­ne, Altern­de, Pfle­ge­be­dürf­ti­ge oder psych­ia­trisch auf­fäl­li­ge Men­schen. Die­se Hand­lungs­emp­feh­lun­gen sol­len ein­flie­ßen in den Loka­len Akti­ons­plan, den der Rat im letz­ten Jahr beschlos­sen hat und der das Ziel setzt, Obdach­lo­sig­keit in Dort­mund bis 2030 zu been­den. „Wenn die Stadt an die­sem Ziel fest­hal­ten will, ist es höchs­te Zeit, die­sen Plan nun zu erar­bei­ten und umzu­set­zen“, so bodo-Sozi­al­ar­bei­ter Rutkowski.

Hil­fe­st­ruk­tu­ren müss­ten grund­sätz­lich und ganz­jäh­rig funk­tio­nie­ren, beto­nen die Dort­mun­der Orga­ni­sa­tio­nen. Und im Win­ter sei­en spe­zi­fi­sche Käl­te­schutz-Maß­nah­men, aber auch ver­stärk­te auf­su­chen­de medi­zi­ni­sche Hil­fen essen­zi­el­le Über­le­bens­hil­fen: „Jeder Mensch, der Schutz braucht, muss ihn bekom­men. Die bestehen­den Hilfs­an­ge­bo­te müs­sen wäh­rend der kal­ten Jah­res­zeit län­ger geöff­net sein. Und es braucht eine unbü­ro­kra­ti­sche, men­schen­wür­di­ge und fuß­läu­fig erreich­ba­re Unter­brin­gung für alle, die auf der Stra­ße leben“, sagt Gast-Haus-Geschäfts­füh­re­rin Kat­rin Lau­ter­born. Eini­ge Kom­mu­nen schaf­fen mit Win­ter­not­pro­gram­men zusätz­li­che Schlaf­plät­ze, ver­stär­ken Street­work und bie­ten Trans­por­te in Unter­künf­te an. „Ande­re Städ­te zei­gen, dass es geht“, so Lau­ter­born. „Die Stadt­ver­wal­tung und die Poli­tik müs­sen gemein­sam mit den Trä­gern der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe eine Lösung fin­den, damit im Win­ter nie­mand mehr erfrie­ren muss. Es geht hier nicht um Poli­tik oder Zustän­dig­kei­ten, son­dern um Men­schen­le­ben. Und jedes ein­zel­ne zählt. Dies soll­te die Hal­tung unse­rer Stadt sein.“

Das Posi­ti­ons­pa­pier „Woh­nungs­lo­sig­keit bis 2030 been­den“ fin­den Sie hier:  https://bodoev.de/wp-content/uploads/2025/01/Positionspapier-gemeinnuetziger-Akteure-der-Wohnungslosenhilfe-zur-Ueberwindung-von-Wohnungslosigkeit-bis-2030.pdf  

Anzei­ge­bild: Sebas­ti­an Sell­horst /bodo e.V.

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