Das Hörder Gartenprojekt GrünFrau der GrünBau gGmbH präsentiert das eigene Logo. Im gleichen Atemzug wird es Teil des Netzwerkes Marktschwärmer, das den bequemen Einkauf von regionalen Lebensmitteln ermöglicht. Im Rahmen einer offiziellen Eröffnung am 6 Juli können Interessierte sich ein Bild davon machen.
Auch wenn der Standort es nicht vermuten lässt – in dem Gewerbegebiet an der Oberen Pekingstraße in Dortmund Hörde gedeiht ein üppiger Nutzgarten. Nur einen Katzensprung von Phoenixsee und B236 entfernt hat die GrünBau gGmbH ein Gartenprojekt aufgebaut, das abgesehen von Anleiter Jörg Lüling ausschließlich von Frauen bewirtschaftet wird. Die Arbeit an den Beeten soll den arbeitslosen Teilnehmerinnen bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt helfen und ihnen eine sinnstiftende Tätigkeit ermöglichen. Das Projekt hat zunächst eine Aufbauphase durchlaufen hat, in der Hochbeete geschaffen wurden, Arbeits-und Sozialräume gebaut und ein Gewächshaus konstruiert wurden. Nun liegt alle Konzentration auf dem Kerngeschäft: dem Anbau von Gemüse.
Dieser neue Abschnitt wird mit der Enthüllung des GrünFrau-Logos eingeläutet. Zwei große Schilder zeigen nun, was sich hinter der grünen Wand das das Gelände im Sommer umgibt verbirgt. Der Name GrünFrau war zunächst eine scherzhafte Verdrehung des Namens der Muttergesellschaft, der GrünBau gGmbH, gefiel den Teilnehmerinnen des Projekts aber so gut, dass er sich durchsetzte und jetzt offiziell mit einem Logo versehen wurde.
Neben den Frauen in der Arbeitsgelegenheit sind bereits zwei weitere Stellen geschaffen worden. Beide sind von Frauen belegt und mit einer besonderen Förderung (16i) vom Jobcenter versehen. Die neuen Kräfte ermöglichen den Verkauf des Gemüses direkt vom Beet auf die Teller. Spätestens ab August können Einkäufer*innen an zwei Tagen pro Woche frische Lebensmittel erstehen.
Um im eigenen Stadtteil die vielfältigen Lebensmitteln aus der Region verfügbar zu machen, ist die GrünFrau Gärtnerei Teil des Marktschwärmer-Netzwerkes geworden. Das bedeutet, dass dort zukünftig nicht nur eigene Erzeugnisse erworben werden können, sondern auch ein breites Sortiment regionaler Waren, die nach Bestellung hier abgeholt werden können. Das Prinzip erlaubt sehr kurze Lieferwege und faire Rahmenbedingungen für die Erzeuger*innen. Die Marktschwärmerei in Schüren ist seit einiger Zeit geschlossen und wird nun am neuen Standort GrünFrau wiederbelebt. Neue und alte Mitglieder sind im Schwarm herzlich willkommen.
Am 6. Juli 2022 öffnet das Projekt seine Pforten für alle Interessierten. Von 17 bis 18:30 Uhr können alle Marktschwärmer:innen zum ersten Mal ihre Produkte abholen. Es wird Fleisch vom Gahmener Hofladen aus Lünen, Käse von Hof Kampmann aus Dortmund, Sauerland-Forellen aus Iserlohn und vieles mehr über die Internetplattform der Marktschwärmerei zu bestellen geben. Manche Erzeuger:innen werden auch vor Ort ihre Produkte zur Verkostung anbieten, so zum Beispiel die Woeste Vollkornbäckerei aus Iserlohn. Bis Montag den 4 Juli besteht die Gelegenheit Produkte zu bestellen, beispielsweise über marktschwaermer.de.
Bildbeschreibung:Carina Hebestreit und Jörg Lüling im Gewächshaus des Gartenprojektes GrünFrau
Die Jugend[Kultur]Werkstatt der GrünBau gGmbH bietet jungen Menschen mit Schwierigkeiten in Schule und Arbeit eine sinnvolle Beschäftigung. Die Kreativwerkstatt ist ein Teil davon und zeigt auf einer Vernissage die Kunststücke, die im letzten halben Jahr entstanden sind.
Seit vielen Jahren arbeitet die Jugend[Kultur]Werkstatt in Hörde (JuKuWe) mit Teilnehmer*innen zusammen, die so versuchen, Struktur in ihr Leben zu bringen und Selbstwirksamkeit erfahren. Am besten geht das mit handfesten Ergebnissen, findet Anleiterin Sarah Haas. Seit Januar leitet sie die Kreativwerkstatt, in der die Teilnehmer*innen hauptsächlich töpfern, brennen und lasieren.
Die aktuellen Teilnehmenden des Werkbereichs werden die Jugend[Kultur]werkstatt mit Beginn der Sommerferien verlassen. Bevor es aber so weit ist, können sie mit Stolz die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren. Einen würdigen Rahmen dafür bildet, die Ausstellung am 1. Juli von 12 bis 15 Uhr. Interessierte können in der Kreativwerkstatt der JuKuWe am Clarenberg 5 die Abschlussarbeiten der anwesenden Künstler*innen begutachten.
„Der Charme der Exponate liegt dabei natürlich nicht in ihrer technischen Perfektion“ stellt Sarah Haas klar. „Vielmehr erschaffen die Teilnehmenden hier Dinge, die eben nicht industriell hergestellt werden könnten – jedes Stück ist unersetzlich.“ So schmücken kunstvoll leicht deformierte Elefanten und Einhörner den Raum ebenso wie Fliesenkunst, die zwischen Küchenstil der siebziger und Pixelästhetik changieren. „Professionellen Quatsch nennt Sarah Haas die Projekte – scheinbar banale Kunst, die für die Teilnehmenden aber eine Initialzündung ihrer Eigenmotivation sein kann.
Das Erreichte und sich selbst feiern bevor die nächsten Schritte anstehen – dazu wollen jungen Menschen einladen. Für das leibliche Wohl wird gesorgt sein: Vor der Werkstatt wird eine Tafel mit Frühlingsrollen und kalten Getränken aufgebaut. Auch beim Essen sind Gäste herzlich eingeladen, es ist aber ratsam dafür früh einzutreffen.
Daten:
Jugend[Kultur]Werkstatt Hörde
Clarenberg 5
44263 Dortmund
Juli .2022
12 bis 15 Uhr
Eintritt frei
Bildbeschreibung:Teilnehmer Fabio präsentiert sein PixelArt-Werk.
ProFiliis-Stiftung fördert die Ausstattung des offenen Kinder- und Jugendtreffs Arakasamen der GrünBau gGmbH
Geld allein macht nicht glücklich, weiß der Volksmund – es kann aber doch helfen: Dank der Mittel der „ProFiliis-Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen“ konnten im offenen Kinder- und Jugendtreff Arakasamen der GrünBau gGmbH verschiedene Spielgeräte und Einrichtungsgegenstände angeschafft werden, die bei den Teilnehmer*innen für große Augen sorgen. Die ausgeschütteten Gelder wurden vor allem zur Bewegungsförderung eingesetzt.
Angeschafft werden konnten lang ersehnte Sportmaterialien wie ein Boxsack und Pratzen, aber auch für das Training unerlässliche Gegenstände wie eine bruchsichere Spiegelwand und ein Kletterdschungel. Lampen und Schränke sorgen dafür, dass der Raum sich sicher und komfortabel nutzen lässt. Dank ihnen ist eine gemütliche und einladende Atmosphäre entstanden die zum Verweilen einlädt. „Für die Kinder, die oft in beengten Verhältnissen aufwachsen, bedeutet es sehr viel, einen großzügig gestalteten Raum zu erfahren und diesen sogar selbst verändern zu können“, sagt Nordtreff-Mitarbeiter Maximilian Busch. „Ich bin überzeugt, dass die ProFiliis-Stiftung mit ihrer Spende nachhaltige Verbesserungen ermöglicht hat.“
ProFiliis möchte mit der Stiftungsarbeit einen Beitrag dazu leisten, die Rahmenbedingungen von Kindern und Jugendlichen für ein erfülltes und glückliches Leben zu verbessern und die Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu erleichtern und zu fördern. Genau dies ist an im offenen Kinder- und Jugendtreff Arakasamen eindeutig gelungen.
Die GrünBau gGmbH und vor allem die Kinder und Jugendlichen bedanken sich bei ProFiliis für die Zuwendung und die dadurch angeschafften Materialien. Auch in Zukunft möchten sich beide Seiten für die Verbesserung der Lebenssituation der Zielgruppe einsetzen.
Bildbeschreibung:
Bildbeschreibung: Thomas Schieferstein (ProFiliis) überreicht Leonie Herrmann und Maximilian Busch (beide GrünBau) den Förderscheck.
Eine Delegation aus Pittsburgh will in Dortmund sozial-ökologische Projekte kennenlernen. Das noch junge Gartenprojekt „GrünFrau“ in Dortmund Hörde konnte die Gäste überzeugen.
Dortmund und Pittsburgh liegen 4000 Meilen auseinander und haben doch einige Gemeinsamkeiten. Nach einer Phase intensiver Kohleförderung und Stahlproduktion sind beide Städte im Begriff nachhaltiger zu wirtschaften und zukunftsfähige Firmen anzusiedeln. Das EU-Projekt IURC macht es möglich, den ohnehin schon guten Austausch der beiden Städte weiterhin zu stärken. So ist aktuell eine Delegation von 3 Teilnehmerinnen aus Pittsburgh in Dortmund und informiert sich über die hiesigen Ansätze zur Energie- und Ernährungswende.
Unter Federführung der Stadt Dortmund kam so der Kontakt zur GrünBau gGmbH und deren noch jungen Gartenprojekt „GrünFrau“ in der Nähe des Phoenixsees zustande. GrünFrau ist ein Projekt in dem bis zu 15 Frauen, die zuvor arbeitslos waren, durch Tätigkeiten als Gärtnerinnen qualifiziert werden. So wird auf dem ehemaligen Industriegelände mithilfe von Hochbeeten, Gewächshäusern und Bewässerungssystemen inzwischen Gemüse angebaut. Der Anleiter Jörg Lüling sagt über das Projekt: „Wir wollten zeigen, dass urbane Landwirtschaft einen Beitrag zur lokalen Versorgung mit gutem Gemüse beitragen kann. Mit den Hochbeeten ist das sogar auf belastetem Boden gut umsetzbar.“
Die Delegation aus den USA zeigte sich beeindruckt: „Wir haben zahlreiche Community-Gärten in unserer Stadt aber keiner davon ist so professionell und groß wie dieser“ sagte Karen Abrams, Stadtplanungsdirektorin der Stadt Pittsburgh. Großes Interesse erregte die smarte Bewässerung und Belüftung des Gewächshauses sowie der Aufbau der Hochbeete. Jörg Lüling erklärt die Wichtigkeit dieser speziellen Anbaumethode: „Da der industrielle genutzte Boden hier nicht die Qualität hat, um direkt bepflanzt zu werden, behelfen wir uns mit verschiedenen Hochbeettechniken.“
Auch das „deutsche Modell“, also die Qualifikation von Arbeitslosen durch die Mitarbeit in sogenannten Maßnahmen, wurde besprochen Raqueeb Ajamu-Osagboro, die in Pittsburgh eine Kooperative für schwarze Gärtner*innen leitet, sieht darin große Vorteile: „Die Frauen hier scheinen eine gute Gemeinschaft zu bilden und das Anbauen von Gemüse ist eine sinnstiftende Tätigkeit“, sagte sie und ließ sich mit zwei der Hörder Gärtnerinnen fotografieren. Der Rundgang endete in einem gemeinsamen Grillen und Essen. Neben vegetarischem Grillgut durfte natürlich Eines nicht fehlen – ein Salat, der die Qualität der selbst hergestellten Zutaten unter Beweis stellte.
Bildbeschreibung:Jörg Lüling von der GrünBau gGmbH erläutert der Delegation aus Pittsburgh den Innen- und Außenbereich der Gärtnerei „GrünFrau“.
Jugendkulturwerkstatt Hörde zeigt Solidarität mit den Menschen in der Ukraine
Elf Teilnehmer:innen und drei Bertreuer:innen aus der Jugendkulturwerkstatt am Clarenberg beteiligten sich an dem Sortieren der Spenden. Zu der Sammlung aufgerufen hatte die Organisation Grenzenlose Wärme Dortmund, die Geflüchtete in Deutschland aber auch im Ausland unterstützt. Der Erfolg der Sammelaktion für Menschen in der Ukraine übertraf alle Erwartungen, so dass die Westfalenhalle zum Sortieren genutzt wurde. Nicht nur der Bedarf an Platz, sondern auch der an helfenden Händen war dementsprechend groß. Deshalb beteiligte sich die Jugendkulturwerkstatt der GrünBau gGmbH an der Aktion.
Die Teilnehmer:innen, die sich sonst in Workshops wie Theater, Mediengestaltung, Tonarbeiten etc. auf den Arbeitsmarkt vorbereiten, fuhren stattdessen in die Westfalenhalle. Hier ging es nach einer kurzen Anmeldung ans Werk. Schon die Dimensionen des Lagers waren für manche eine Überraschung. „Von der Sammlung für die Ukraine wusste ich schon vorher. Aber dass das Lager so groß ist, war mir nicht klar“, sagt Teilnehmerin Mareike (20).
Die Arbeit bestand dann vor allem aus Sortieren. Die Teilnehmenden hatten alle Hände voll zu tun, die Berge an eingegangenem Material nach Art und Brauchbarkeit abzulegen. Die fertigen Kartons werden auf LKWs verladen und anschließend an die ukrainische Grenze gefahren, wohin der erste Transport bereits unterwegs ist. Die Gruppe der Jugendkulturwerkstatt sieht in der Aktion einen Erfolg: „Menschen in Not helfen ist an sich natürlich eine gute Sache“, bilanziert GrünBau-Mitarbeiterin Jessica Theiss. „Unsere Teilnehmer:innen freuen sich darüber hinaus über Aufgaben, bei denen das Ergebnis direkt sichtbar ist. Und was gibt es für ein handfesteres Ergebnis als gepackte Kartons?“
Bild 1: Nach getaner Arbeit zeigt sich die Gruppe zufrieden.
Bild 2 ‑4-: In den Westfalenhallen gab es ausreichend zu tun.
In Zusammenarbeit mit dem LWL Museum Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen konnten zwei GrünBau Projekte ihre Kreativität entfalten. In der Ausstellung „Erich Grisar – Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa. 1928–1932“ sind die Nähwerkstatt „Amen Juvlia Mundial“ und die Mädchengruppe aus der Nordstraße 23 Teil der sogenannten Partizipationsfläche.
Die Nähwerkstatt hat Fotografien von Erich Grisar mit Stoffen neuinterpretiert und gibt ihnen dank des genähten Collagenstils eine neue Betrachtungsebene. Die Mädchengruppe hat ihre eigene Migrationsgeschichte durch Europa mittels einer Rauminstallation kontextualisiert und die Europareise Grisars aufgegriffen. Es entstanden sehenswerte Stücke die hervorragend zum interkulturellen Stil der Ausstellung passen.
An dieser Stelle veröffentlichen wir einen Artikel aus der Zeitschrift des Zentralrats der Sinti und Roma. Der Artikel ist für GrünBau insofern von Interesse, als das die Hälfte des Preisgeldes für die Inklusion von Roma an GrünBau ging. Die Ausgabe der Newess für das Jahr 2021 ist jüngst erschienen. Die Rechte für Bild und Text liegen beim Zentralrat.
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel erhielt den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma 2021
Die Kanzlerin wurde aufgrund ihres besonderen Einsatzes für die Minderheit der Sinti und Roma gewürdigt
Von Thomas Baumann, Politischer Referent
Am 17. August 2021 war es so weit: Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel erhielt im Bundeskanzleramt in Berlin aus den Händen des Zentralratsvorsitzenden Romani Rose die Skulptur des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma. Die „echte“ Preisverleihung, die am 28. April 2021 aus dem Rosengarten in Mannheim im Fernsehen und im Internet übertragen wurde, musste coronabedingt ohne Publikum und ohne die Preisträgerin stattfinden. Angela Merkel war bei der würdevollen Festveranstaltung – die musikalische Begleitung kam von der Sopranistin und Bundessiegerin von „Jugend musiziert“ Scarlett Rani Adler und ihrem Pianisten Aureliano Zattoni live zugeschaltet und konnte die Zeremonie am Bildschirm verfolgen. Die Bundeskanzlerin ist die siebte Preisträgerin, die den mit 15 000 € dotierten Preis erhalten hat.
„Es war immer ein Anliegen der Bundeskanzlerin, auch die 600jährige Geschichte unserer Minderheit in Deutschland in das historische Gedenken mit aufzunehmen“, würdigte Romani Rose Angela Merkels Engagement für die Minderheit der deutschen Sinti und Roma. „2012 hat sie mit mir das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten
hinaus auch deutlich gemacht, dass die Bekämpfung des Antiziganismus für uns eine gemeinsame Aufgabe ist. Ihre Regierung hat 2019 eine Kommission berufen, die sich mit dem Antiziganismus auseinandersetzt und der Bundesregierung Empfehlungen gibt, um diesen Antiziganismus – der für viele Sinti und Roma die Ursache ist für Pogrome, für Übergriffe, für Rassismus, der uns in der Geschichte ausgrenzt – entgegenzuwirken“, so der Zentralratsvorsitzende weiter.
Durch die Zeremonie leitete Angelina Kappler, die Deutsche Weinkönigin 2019/20. Die angehende Winzerin und studierte Ernährungswissenschaftlerin ist selbst Angehörige der Minderheit und engagiert sich im Studierendenverband der Sinti und Roma. In der von ihr moderierten Gesprächsrunde zu Beginn der Veranstaltung hob der Preisstifter Manfred Lautenschläger neben Angela Merkels Wirken für die Minderheit der Sinti und Roma auch ihr Engagement für ein einiges Europa hervor: „Deutschland hat nach den Verbrechen der Nationalsozialisten eine besondere Verantwortung aus der Geschichte, auch gegenüber dieser Minderheit. Es hat daher die Pflicht, seinen Einfluss geltend zu machen, wenn Menschen diskriminiert und rassistisch ausgegrenzt werden, wie dies zum Beispiel in den Ländern Südost und Mitteleuropas der Fall ist. Die Bundeskanzlerin wird aufgrund ihres besonderen Einsatzes für die Minderheit der Sinti und Roma, für die Menschenrechte und die Einigkeit der europäischen Wertegemeinschaft ausgezeichnet.“
Die Laudatio auf die Bundeskanzlerin hielt der Preisträger des Jahres 2019, der ehemalige Staatspräsident der Slowakischen Republik, Andrej Kiska. Er betonte Angela Merkels Entschlossenheit und Tatendrang bei ihren Bemühungen, der deutschen Gesellschaft die Erinnerung an die tragische Vergangenheit zu vermitteln und sich für eine bessere Zukunft der Roma einzusetzen: „Und das nicht nur in Ihrem Heimatland, denn wie Sie zu Recht sagen, ist es sowohl eine deutsche als auch eine europäische Aufgabe.
Die Kanzlerin, die, wie sie betonte, von der Auszeichnung mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma persönlich sehr berührt war, forderte in ihrer Dankes rede erneut ein entschiedenes Eintreten gegen jede Form von Antiziganismus: „Der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ist weit mehr als eine persönliche Würdigung. Der Preis ist mit einer klaren Botschaft verbunden. Wir alle sind dazu aufgerufen, uns für Bürgerrechte und Chancengleichheit für Sinti und Roma stark zu machen. Wir alle sind gefordert, uns gegen jede Form von Antiziganismus zu wenden – hierzulande und in ganz Europa.“
Die Gründe für die Entscheidung, die Kanzlerin mit dem Preis zu würdigen, sind vielfältig. Beispielsweise war die Übergabe des nationalen Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma im Jahr 2012in Berlin in unmittelbarer Nähe des Reichstagsgebäudes ein wichtiger Meilenstein der Bürgerrechtsarbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der unter der Kanzlerschaft und mit persönlicher Unterstützung von Angela Merkel realisiert werden konnte. Damit hat Angela Merkel ein weltweit beachtetes Zeichen – insbesondere an die Mitgliedstaaten der Europäischen Union – gesetzt, dass aufgrund der Geschichte der Antiziganismus genauso geächtet werden muss wie der Antisemitismus. Die im Dezember 2018 von Bund und Ländern unterzeichnete „Bund-Länder-Vereinbarung betreffend den Erhalt der Gräber der unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgten Sinti und Roma“ kam auch dank ihrer großen Unterstützung zustande, und es war ihrer Intervention zu verdanken, dass die Bundesregierung mit den Ländern in einen konstruktiven Dialog über eine Regelung zum dauerhaften Erhalt der Grabstätten von Holocaust überlebenden getreten ist. Besonders hervorzuheben ist die Berufung der unabhängigen Expertenkommission Antiziganismus durch die Bundesregierung unter ihrer Führung im Jahr 2019, deren Abschlussbericht im Sommer vorgelegt wurde. Die Kommission war ein weiterer Erfolg im Kampf gegen den Antiziganismus, der eng mit Angela Merkels Namen verbunden bleiben wird.
Das Preisgeld von 15 000 Euro spendete die Bundeskanzlerin an die Organisationen GrünBau gGmbH und ternYpe – International Roma Youth Network, die sich im In und Ausland für die Rechte der Sinti und Roma einsetzen. Das 2010 gegründete internationale Jugendnetzwerk ternYpe will Vertrauen und gegenseitigen Respekt von jugendlichen Roma und NichtRoma schaffen. Dafür vereint ternYpe verschiedene Jugendorganisationen aus ganz Europa, um junge Menschen zur aktiven Teilhabe an der Zivilgesellschaft zu ermutigen. Die GrünBau gGmbH setzt sich für die soziale Stadterneuerung in der Dortmunder Nord stadt ein. An der vielfältigen nachbarschaftlichen Hilfe vor Ort beteiligen sich Menschen aus über 13 Nationen, dar unter auch viele Roma. Daraus entwickelte GrünBau mehrere transnationale Projekte, darunter auch in Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, wo viele Roma leben.
Livestream der Preisverleihung auf Youtube:
Hintergrundinfo:
Der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma
Vor dem Hintergrund der äußerst besorgniserregenden Menschenrechtssituation der Sinti und Roma in vielen europäischen Staaten – vor allem in Ost und Südosteuropa – soll der Preis ein Beitrag zur Wahrung und Durchsetzung der Bürgerrechte sowie der Chancengleichheit für die Angehörigen der Sinti und RomaMinderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern sein. Gestiftet wurde der Preis von der Manfred LautenschlägerStiftung, die den Preis gemeinsam mit dem Zentralrat und dem Dokumentations und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vergibt. Die Preisträger*innen sind der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski (2008), die ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlaments Simone Veil (2010), der Menschenrechtskommissar des Europarates Thomas Hammarberg (2012), der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker Tilman Zülch (2014), die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (2016), der slowakische Staatspräsident Andrej Kiska (2019) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (2021). 2019 wurde dem Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz Birkenau Piotr Cywińskiein Sonderpreis verliehen. https://dokuzentrum.sintiundroma.de/teilhabe/burgerrechtspreis/
Bildbeschreibung:
Am 17. August 2021 überreichte Romani Rose den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma an Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Im Bild: Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die Vorsitzende des Landesrats der Roma und Sinti Berlin-Brandenburg, Dotschy Reinhardt.
Kinder und Jugendliche der Nordstadt erwandern im Rahmen des Projektes „Vergangenheit lernen – Zukunft gestalten“ Dortmunder Geschichte und gestalten Graffitiwand
Am vergangenen Donnerstag hatten die Kinder und Jugendlichen des Nordtreffs in der Dortmunder Nordstadt die Gelegenheit Geschichte ganz lokal zu erfahren: Gemeinsam mit der freien Journalistin Sophie Schädel spazierten sie auf den Spuren der Dortmunder Edelweißpirat:innen. In Erinnerung an deren Widerstand gegen die Naziherrschaft, besuchten sie Orte in der Dortmunder Nordstadt an. Sie lernten ihre Geschichte kennen, wer sie waren und was sie taten, um sich totalitärer Herrschaft zu widersetzen. Neben der Vergangenheit wurde aber auch an aktuelle Morde und Gewalttaten durch Faschist:innen erinnert, zum Beispiel an den vom NSU Ermordeten Dortmunder Mehmet Kubaşık, nach dem auch ein Platz in der Nordstadt benannt ist.
Nach der Stadtführung wurden die Jugendlichen und Kinder dann selbst aktiv und bemalten unter professioneller Anleitung des Graffitikünstlers Stevo eine Wand am Dortmunder Nordmarkt und setzen so selbst ein Zeichen im Gedenken an die Edelweißpirat:innen. Trotz ihres Alters, verstanden die Kinder, worum es bei der Aktion ging – und gegen wen. „Nazis sind die, die nicht wollen, dass wir hier sind“ so Ion, 10 Jahre.
Das Projekt „Vergangenheit lernen – Zukunft gestalten“ wird durchgeführt von der GrünBau Dortmund gGmbh in Unterstützung des lokalen Bündnisses Nordstadt gegen Nazis. Gefördert wurde es von der Dortmunder Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie in Partnerschaft mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“.
Das fertige Wandbild schmückt den Nordmarkt.
Die Gruppe beginnt das Graffiti zu entwerfen.
Sophie Schädel mit einem Portrait des ermordeten Mehmet Kubaşık.
Das GrünBau-Projekt DOCK 16 kümmert sich um junge Menschen ohne festen Wohnsitz. Einige ehemalige Teilnehmer haben sich nun zusammengefunden, um selbst etwas Gutes zu tun.
Wohnungslose Menschen, darunter auch viele Jugendliche und junge Erwachsene, die vom lokalen Hilfesystem nicht (mehr) oder nur noch teilweise erreicht werden treffen die Auswirkungen der Coronapandemie in voller Härte. Viele der jungen Menschen haben keinen oder nur noch sehr belasteten Kontakt zu ihrer Familie. Bezüge zu Freunden sind häufig nach und nach weggebrochen. Viele Aufenthaltsmöglichkeiten während des Tages und Übernachtungsmöglichkeiten bei Bekannten sind durch Corona geschlossen oder nicht mehr verfügbar. Auch ein Treffen im öffentlichen Raum mit anderen Betroffenen ist auf Grund der Kontaktbeschränkungen schwierig.
Das Projekt DOCK 16 bietet seit September 2018 ein aufsuchendes Beratungsangebot für diese jungen Menschen. Das Projekt hat zum Ziel die betroffenen Jugendlichen an das lokale Hilfesystem anzudocken, daher auch der Projektname. Neben der aufsuchenden Beratung auf Augenhöhe mit den jungen Menschen können die Jugendlichen über DOCK 16 ganz lebenspraktische Hilfen am Projektstandort in der Mallinckrodtstraße 138 in Anspruch nehmen. Das Projekt DOCK 16 bietet eine Meldeadresse für obdachlose Jugendliche mit regelmäßiger Postausgabe, Kleiderspenden, die Möglichkeit der Benutzung von Waschmaschine und Trockner und einer Ausgabe von Zelten, Isomatten oder Schlafsäcken, sowie freitags ein Frühstücksangebot an. Für Notfälle steht auch ein Reisebett zur Verfügung, so dass sich Betroffene ein paar Stunden im Warmen ausruhen können.
Nachdem letztes Jahr coronabedingt nur eine „Bescherung2Go“ am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs möglich war, haben sich vier ehemals Betroffene überlegt, wie sie dieses Jahr etwas zurückgeben können an jene, die es noch nicht geschafft haben ins reguläre Hilfesystem einzumünden und auf der Straße sind. Dilara, Kristina, Angelique und Alessio, alles ehemalige Teilnehmer:innen haben sich getroffen, um persönliche, Weihnachtskarten für die DOCK16 Weihnachtsfeier zu gestalten, die die Projektteilnehmenden in ihren Weihnachtstüten vorfinden. Außerdem gab es eine große Backaktion von ehemaligen Teilnehmenden. Die Plätzchen werden ebenfalls an die Projektteilnehmerinnen und Teilnehmer überreicht werden.
Das große Highlight, welches sich die vier Ehemaligen für Mittwoch, den 15.12.2021 überlegt haben, war eine Verteilung der selbstgebackenen Plätzchen an obdachlose Menschen in der Dortmunder Nordstadt, Innenstand und Innenstadt-West – und zwar auf Augenhöhe. Dafür wurde ein Bollerwagen mit Kaffee, Kinderpunsch, Tee, Schlafsäcken, Obst, Mund-Nasen-Schutz und natürlich den bereits in Weihnachtstüten abgepackten Plätzchen bestückt. Knapp fünf Stunden sind die ehemaligen Teilnehmer:innen zusammen mit den aufsuchenden Fachkräften durch die Dortmunder Straßen gezogen und haben dort etwas zurückgegeben, wo sie selbst einst waren, nämlich auf der Straße. Inzwischen stehen sie dienstags im Rahmen des Beratungscafes „Cafe Augenhöhe“ mit ihrer Erfahrung anderen Teilnehmer:innen, die noch ganz am Anfang ihrer Reise stehen mit Rat und Tat zur Seite. Ihr größter Wunsch – Dass viele Jugendliche es aus der Obdachlosigkeit schaffen und vielleicht im nächsten Jahr selbst schon in der Beratung aktiv werden können.
Ansprechpartnerin für Nachfragen oder weitere Informationen zur Bescherung2Go und/oder zum Projekt DOCK 16:
Iveta Strecker
istrecker@gruenbau-dortmund.de
Telefon: 0152 38254246 oder 0231/22921612
GrünBau gGmbH
Projekt DOCK 16Mallinckrodtstraße 138
44147 Dortmund
Bildbeschreibung: Die Jugendlichen backen eine große Menge an Plätzchen.
Der Kontakt- und Beratungsverbund feiert sein 20jähriges Jubiläum in schwierigen Zeiten – und wird denn je mehr gebraucht.
Aufgrund der Corona-Situation feiert der Kontakt- und Beratungsverbund (KUBDO), der sich für schulmüde und schulverweigernde Kinder und Jugendliche in Dortmund einsetzt, dieses Jubiläum mit einer besonderen Aktion. „Um weiter auf unser Angebot aufmerksam zu machen, werden wir gemeinsam mit Ansprechpartner*innen an Schulen zum Thema Schulmüdigkeit in dieser Woche Luftballons steigen lassen. Diese Ballons werden Wünsche zur Verringerung von Schulmüdigkeit in den Himmel tragen“, erläutert Katrin Meyersieck Beraterin von KUBDO. Die Aktion startet an den jeweiligen Schulen am 03.12.2021 um 12.00 Uhr. Zeitgleich werden dann in ganz Dortmund die Luftballons losgelassen.
Die Rückmeldungen aus der Beratungsarbeit zeigen, dass das Thema Schulabsentismus im Verlauf der Pandemie neue Gruppen erfasst, wie z.B. Kinder und Jugendliche, die nach dem Lockdown, aufgrund von Ängsten, den Weg nicht in die Schule zurückgefunden haben, sowie diejenigen, die massiv Unterrichtsinhalte beim Distanzlernen verpasst haben und deshalb die Schule verweigern.
In der Beratung hat sich außerdem gezeigt, dass nicht alle Kinder und Jugendliche in gleichem Maße über die notwendigen Zugänge zum Internet, die nötige Technik sowie über die erforderlichen Basiskenntnisse der digitalen Anwendungsmöglichkeiten und Software verfügen.
Deshalb wollen die Mitarbeiter*innen des Kontakt- und Beratungsverbundes auf ihr Beratungsangebot aufmerksam machen: „Wir sind für alle Betroffenen unter der Hotline Nummer 0231–5010017 und über unsere Homepage www.kub-dortmund.de erreichbar“, macht Oliver Uzunkol deutlich. Nicht nur die Schüler*innen und ihre Eltern können die Beratung aufsuchen. Auch Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen sowie Fachkräfte der Jugendhilfe und anderer Stellen können sich bei Fällen von Schulverweigerung an die Mitarbeiter*innen wenden.
Bild: Schüler*innen aus einem Unterstützungsangebot haben bereits erste Ballons mit ihren Wünschen bestückt (Bild GrünBau)
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